Darstellung der Verluste in Energieberater 5.09
Moderatoren: Administrator, S.Energie
Darstellung der Verluste in Energieberater 5.09
Hallo,
ich habe zwei Fragen zur Darstellung der Verluste:
1. Wie ist es zu erklären, dass die Transmissionsverluste über nicht sanierte Bauteile ansteigen, nachdem andere Bauteile gedämmt wurden?
Beispiel: Verluste über die Kellerdecke vor der Sanierung: 23050 kWh/a. Nach der Dämmung von Dach und Außenwand jedoch 23775 kWh/a.
Das lässt sich eigentlich nur über eine leicht erhöhe Temperaturdifferenz erklären, also eine höhere Innentemperatur. Aber werden die Berechnungen nicht mit konstanten Temperaturvorgaben durchgeführt?
2. Wie genau werden die Gewinne und Verluste technischer Anlagen verrechnet? Es gibt die Begriffe Anlagenverluste, Heizungsverluste, Warmwasserverluste.
Ist in "Anlagenverluste" auch eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung enthalten? Wird der durch die Wärmerückgewinnung resultierende Rückgang der Lüftungswärmeverluste auch direkt von den Heizungsverlusten abgezogen?
Über eine erklärende Darstellung der Zusammenhänge all dieser Begriffe wäre ich sehr dankbar.
Gruß
rk
ich habe zwei Fragen zur Darstellung der Verluste:
1. Wie ist es zu erklären, dass die Transmissionsverluste über nicht sanierte Bauteile ansteigen, nachdem andere Bauteile gedämmt wurden?
Beispiel: Verluste über die Kellerdecke vor der Sanierung: 23050 kWh/a. Nach der Dämmung von Dach und Außenwand jedoch 23775 kWh/a.
Das lässt sich eigentlich nur über eine leicht erhöhe Temperaturdifferenz erklären, also eine höhere Innentemperatur. Aber werden die Berechnungen nicht mit konstanten Temperaturvorgaben durchgeführt?
2. Wie genau werden die Gewinne und Verluste technischer Anlagen verrechnet? Es gibt die Begriffe Anlagenverluste, Heizungsverluste, Warmwasserverluste.
Ist in "Anlagenverluste" auch eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung enthalten? Wird der durch die Wärmerückgewinnung resultierende Rückgang der Lüftungswärmeverluste auch direkt von den Heizungsverlusten abgezogen?
Über eine erklärende Darstellung der Zusammenhänge all dieser Begriffe wäre ich sehr dankbar.
Gruß
rk
-
- Beiträge: 96
- Registriert: 2002-11-05 02:00:00
- Wohnort: Köln
- Kontaktdaten:
Hallo rk,
ich nehmen an, dass sich Ihre Fragen auf das "EnEV-Berechnungsverfahren" (DIN 4108-6, DIN 4701-10/12) beziehen.
zu 1.) Sie haben vollkommen recht, die leichte Erhöhung der Transmissionsverluste über nichtsanierte Bauteile hat in der Tat etwas mit einer "effektiven" Erhöhung der Innentemperatur zu tun. Genauer, es liegt an dem Einfluss der Nachtabschaltung/senkung. Je schlechter der Dämmstandard des Gebäudes ist, desto stärker sinkt die Innentemperatur im Zeitraum der Nachtabschaltung/senkung ab. Durch die Dämmung einzelner Bauteile nehmen somit in der Tat die Transmissionsverluste über die nicht veränderten Bauteile etwas zu. Insgesamt ergibt die Dämmung natürlich immere eine Einsparung.
zu 2.) Hier möchte ich auf die DIN 4701-10 verweisen bzw. auf die ausführlichen Ausdrucke "Berechnungsblätter" auf der Anlagenseite des Energieberaters. Hier werden alle Summen und Zwischensummen und die Verrechnung von Gutschriften etc. detailliert erläutert bzw. aufgelistet.
Mit freundlichen Grüßen,
Manfred Wattenbach
ich nehmen an, dass sich Ihre Fragen auf das "EnEV-Berechnungsverfahren" (DIN 4108-6, DIN 4701-10/12) beziehen.
zu 1.) Sie haben vollkommen recht, die leichte Erhöhung der Transmissionsverluste über nichtsanierte Bauteile hat in der Tat etwas mit einer "effektiven" Erhöhung der Innentemperatur zu tun. Genauer, es liegt an dem Einfluss der Nachtabschaltung/senkung. Je schlechter der Dämmstandard des Gebäudes ist, desto stärker sinkt die Innentemperatur im Zeitraum der Nachtabschaltung/senkung ab. Durch die Dämmung einzelner Bauteile nehmen somit in der Tat die Transmissionsverluste über die nicht veränderten Bauteile etwas zu. Insgesamt ergibt die Dämmung natürlich immere eine Einsparung.
zu 2.) Hier möchte ich auf die DIN 4701-10 verweisen bzw. auf die ausführlichen Ausdrucke "Berechnungsblätter" auf der Anlagenseite des Energieberaters. Hier werden alle Summen und Zwischensummen und die Verrechnung von Gutschriften etc. detailliert erläutert bzw. aufgelistet.
Mit freundlichen Grüßen,
Manfred Wattenbach
Vielen Dank für die Antwort.
zu 2.) Auch der Reiter "Ergebnisse" im Bearbeitungsdialog der Heizungs- und Warmwasserbereiche bringt etwas Licht ins Dunkel.
Was mich nach wie vor verwirrt, sind negative Verluste im Bereich der Wärmeerzeugung, die sich durch den Einsatz eines Brennwertkessels ergeben können. Wenn ich richtig durchblicke, kommt das durch die Wärmeerzeuger-Aufwandszahl eg und damit durch einen Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers von über 100 % zustande.
Ich weiß, das diese Ergebnisse auf DIN-Vorgaben beruhen. Nur frage ich mich, wie man einem Kunden diese Wärmegewinne erklären soll.
Gruß
rk
zu 2.) Auch der Reiter "Ergebnisse" im Bearbeitungsdialog der Heizungs- und Warmwasserbereiche bringt etwas Licht ins Dunkel.
Was mich nach wie vor verwirrt, sind negative Verluste im Bereich der Wärmeerzeugung, die sich durch den Einsatz eines Brennwertkessels ergeben können. Wenn ich richtig durchblicke, kommt das durch die Wärmeerzeuger-Aufwandszahl eg und damit durch einen Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers von über 100 % zustande.
Ich weiß, das diese Ergebnisse auf DIN-Vorgaben beruhen. Nur frage ich mich, wie man einem Kunden diese Wärmegewinne erklären soll.
Gruß
rk
-
- Beiträge: 46
- Registriert: 2003-05-16 11:19:16
- Wohnort: Meißen (Sachsen)
- Kontaktdaten:
Hallo Forum!
Auch mir ist das beschriebene "Phänomen" der ansteigenden Transmissionsverluste über nicht sanierte Bauteile aufgefallen.
Allerdings ist es mir noch nicht gänzlich einleuchtend, dass durch eine – beispielsweise – Wärmedämmung der Außenwand, nunmehr höhere Transmissionsverluste durch die „alten“ Fenster zu buche schlagen sollen / müssen.
Beispiel: Verluste über die Fenster vor der Sanierung: 4978 kWh/a. Nach der Dämmung von der Außenwand jedoch 5170 kWh/a.
Das sich der prozentuale Anteil erhöht ist logisch, jedoch der absolute Wert?
Die Erklärung bezüglich der Erhöhung der effektiven Raumtemperatur in der Nachzeit beim sanierten Zustand ist zwar nachvollziehbar, jedoch fehlt mir hier eine konkrete Aussage zur Berechnung. Welche Werte werden denn vom Programm quasi simuliert? Und warum? Zumal die mittlere Raumtemperatur doch als Konstante erhalten bleibt ...
Ich frage auch deshalb, weil genau diese Fragen vom Kunden an mich herangetragen werden.
Vielleicht ist es auch möglich, eine Antwort zu dieser Frage ins Programm, bzw. im Ausdruck des Berichtes (besser) zu integrieren. Ähnlich der Erläuterungen zur Thematik „Negative Einsparung“ im Glossar.
Die momentane Praxis nur als Fußnote im Ausdruck des Diagramms „Gebäude-Energiebilanz“ (Darstellung Energiefluss), halte ich für unzureichend.
Auch mir ist das beschriebene "Phänomen" der ansteigenden Transmissionsverluste über nicht sanierte Bauteile aufgefallen.
Allerdings ist es mir noch nicht gänzlich einleuchtend, dass durch eine – beispielsweise – Wärmedämmung der Außenwand, nunmehr höhere Transmissionsverluste durch die „alten“ Fenster zu buche schlagen sollen / müssen.
Beispiel: Verluste über die Fenster vor der Sanierung: 4978 kWh/a. Nach der Dämmung von der Außenwand jedoch 5170 kWh/a.
Das sich der prozentuale Anteil erhöht ist logisch, jedoch der absolute Wert?
Die Erklärung bezüglich der Erhöhung der effektiven Raumtemperatur in der Nachzeit beim sanierten Zustand ist zwar nachvollziehbar, jedoch fehlt mir hier eine konkrete Aussage zur Berechnung. Welche Werte werden denn vom Programm quasi simuliert? Und warum? Zumal die mittlere Raumtemperatur doch als Konstante erhalten bleibt ...
Ich frage auch deshalb, weil genau diese Fragen vom Kunden an mich herangetragen werden.
Vielleicht ist es auch möglich, eine Antwort zu dieser Frage ins Programm, bzw. im Ausdruck des Berichtes (besser) zu integrieren. Ähnlich der Erläuterungen zur Thematik „Negative Einsparung“ im Glossar.
Die momentane Praxis nur als Fußnote im Ausdruck des Diagramms „Gebäude-Energiebilanz“ (Darstellung Energiefluss), halte ich für unzureichend.
-
- Beiträge: 96
- Registriert: 2002-11-05 02:00:00
- Wohnort: Köln
- Kontaktdaten:
Hallo,
zur Nachtabsenkung: Im schlecht gedämmten Ausgangsgebäude sinkt die Raumtemperatur Nachts stärker ab, als im besser gedämmten sanierten Gebäude. Werden z.B. die Fenster nicht verändert, so sind die nächtlichen Verluste über die Fenster im Ausgangszustand GERINGER als nach der Sanierung, da die Innentemperatur STÄRKER ABFÄLLT. Im gut gedämmten sanierten Gebäude fällt die Innentemperatur Nachts kaum noch ab, d.h. die Verluste über die Fenster sind höher. Daher bringt eine Nachtabsenkung in einem schlechten Gebäude eine hohe Einsparung - ist das Gebäude so gut gedämmt, dass bei einer Heizunterbrechnung die Temperatur nur sehr langsam absinkt, so sind die Einsparmöglichkeiten auch gering. Der Einspareffekt durch die Nachtabschaltung beruht ja gerade darauf, dass die Temperatur in der Nacht geringer ist.
zu Brennwertkesseln: gute Brennwertkessel haben in der Tat Wirkungsgrade > 100% (= Aufwandszahlen < 1), was ja eigentlich gar nicht möglich sein sollte. Hierbei muss man darauf achten, worauf sich die Prozentangabe bezieht, nämlich auf den Heizwert. Der Heizwert ist die Wärmemenge, die man durch die Verbrennung eines Brennstoffs erhalten kann, wenn man den bei der Verbrennung entstehenden Wasserdampf ungenutzt lässt. Durch die chemische Reaktion der Kohlenwasserstoffketten im Öl und Gas mit dem Luftsauerstoff ensteht CO2 und H2O, beide aufgrund der hohen Umgebungstemperatur natürlich gasförmig. Entzieht man dem heißen Abgas die Wärme, so kondensiert irgendwann der Wasserdampf zu Wasser (CO2 bleibt auch bei Raumtemperatur gasförmig). Bei der Kondensation wird eine nicht geringe Menge an Kondensationswärme freigesetzt, die in einem Brennwertkessel für die Beheizung ausgenutzt wird. In einem Brennwertkessel können die (nie ganz vermeidbaren) Wärmeverluste bei der Wärmeerzeugung geringer sein als die zusätzlich genutzten Gewinne durch die Kondensationswärme - also insgesamt ein Gewinn bei der Wärmeerzeugung eingefahren werden "bezogen auf den theoretisch möglichen Heizwert"!!.
Zur Zeit findet ein allgemeines Umdenken hin in Richtung Brennwertbezug statt, dann sind Wirkungsgrade > 100% nicht mehr möglich. Für den Brennstoffbedarf (und somit auch für den CO2-Ausstoß) spielt übrigens der Bezug auf Heiz- oder Brennwert keine Rolle, hier erhält man auf beiden Berechnungswegen den selben Wert (, denn die geringeren Kessel-Wirkungsgrade beim Bezug auf den Brennwert werden durch den dazugehörigen höheren "Brennwert" des Brennstoffs genau kompensiert).
mfg Manfred Wattenbach
zur Nachtabsenkung: Im schlecht gedämmten Ausgangsgebäude sinkt die Raumtemperatur Nachts stärker ab, als im besser gedämmten sanierten Gebäude. Werden z.B. die Fenster nicht verändert, so sind die nächtlichen Verluste über die Fenster im Ausgangszustand GERINGER als nach der Sanierung, da die Innentemperatur STÄRKER ABFÄLLT. Im gut gedämmten sanierten Gebäude fällt die Innentemperatur Nachts kaum noch ab, d.h. die Verluste über die Fenster sind höher. Daher bringt eine Nachtabsenkung in einem schlechten Gebäude eine hohe Einsparung - ist das Gebäude so gut gedämmt, dass bei einer Heizunterbrechnung die Temperatur nur sehr langsam absinkt, so sind die Einsparmöglichkeiten auch gering. Der Einspareffekt durch die Nachtabschaltung beruht ja gerade darauf, dass die Temperatur in der Nacht geringer ist.
zu Brennwertkesseln: gute Brennwertkessel haben in der Tat Wirkungsgrade > 100% (= Aufwandszahlen < 1), was ja eigentlich gar nicht möglich sein sollte. Hierbei muss man darauf achten, worauf sich die Prozentangabe bezieht, nämlich auf den Heizwert. Der Heizwert ist die Wärmemenge, die man durch die Verbrennung eines Brennstoffs erhalten kann, wenn man den bei der Verbrennung entstehenden Wasserdampf ungenutzt lässt. Durch die chemische Reaktion der Kohlenwasserstoffketten im Öl und Gas mit dem Luftsauerstoff ensteht CO2 und H2O, beide aufgrund der hohen Umgebungstemperatur natürlich gasförmig. Entzieht man dem heißen Abgas die Wärme, so kondensiert irgendwann der Wasserdampf zu Wasser (CO2 bleibt auch bei Raumtemperatur gasförmig). Bei der Kondensation wird eine nicht geringe Menge an Kondensationswärme freigesetzt, die in einem Brennwertkessel für die Beheizung ausgenutzt wird. In einem Brennwertkessel können die (nie ganz vermeidbaren) Wärmeverluste bei der Wärmeerzeugung geringer sein als die zusätzlich genutzten Gewinne durch die Kondensationswärme - also insgesamt ein Gewinn bei der Wärmeerzeugung eingefahren werden "bezogen auf den theoretisch möglichen Heizwert"!!.
Zur Zeit findet ein allgemeines Umdenken hin in Richtung Brennwertbezug statt, dann sind Wirkungsgrade > 100% nicht mehr möglich. Für den Brennstoffbedarf (und somit auch für den CO2-Ausstoß) spielt übrigens der Bezug auf Heiz- oder Brennwert keine Rolle, hier erhält man auf beiden Berechnungswegen den selben Wert (, denn die geringeren Kessel-Wirkungsgrade beim Bezug auf den Brennwert werden durch den dazugehörigen höheren "Brennwert" des Brennstoffs genau kompensiert).
mfg Manfred Wattenbach
-
- Beiträge: 46
- Registriert: 2003-05-16 11:19:16
- Wohnort: Meißen (Sachsen)
- Kontaktdaten:
Hallo, lieber Herr Wattenbach,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Es ist mir - wie bereits geschrieben - durchaus einleuchtend, dass im energetisch ertüchtigten Zustand, bedingt durch die geringere Nachtabkühlung, höhere "Verluste" durch die unsanierten Fenster entstehen, als im Ausgangszustand (als die unsanierten Wände für die kühleren Nachttemperaturen "sorgten").
Allerdings wird dieses "Phänomen" im Programm nicht ausreichend beschrieben. Ein Hinweis im Ausdruck fehlt gänzlich. Zumal ja von (theoretisch) einer gleichbleibenden mittleren Innenraumtemperatur im ursprünglichen und im energetisch ertüchtigten Zustand ausgegangen werden kann - kommt also ganz dem Spuch gleich: Der Laie staunt - der Fachmann wundert sich.
Vielleicht kommt es ja demnächst diesbezüglich zu einer besseren Darstellung.
MfG Thomas Kuntke
vielen Dank für Ihre Antwort.
Es ist mir - wie bereits geschrieben - durchaus einleuchtend, dass im energetisch ertüchtigten Zustand, bedingt durch die geringere Nachtabkühlung, höhere "Verluste" durch die unsanierten Fenster entstehen, als im Ausgangszustand (als die unsanierten Wände für die kühleren Nachttemperaturen "sorgten").
Allerdings wird dieses "Phänomen" im Programm nicht ausreichend beschrieben. Ein Hinweis im Ausdruck fehlt gänzlich. Zumal ja von (theoretisch) einer gleichbleibenden mittleren Innenraumtemperatur im ursprünglichen und im energetisch ertüchtigten Zustand ausgegangen werden kann - kommt also ganz dem Spuch gleich: Der Laie staunt - der Fachmann wundert sich.
Vielleicht kommt es ja demnächst diesbezüglich zu einer besseren Darstellung.
MfG Thomas Kuntke